F Aquileja

Fellfarben unterliegen in der Pferdezucht einem starken Selektionsdruck, der sich je nach Zuchtzielvorgabe unterschiedlich auf die Farbverteilung und damit auf die Allelfrequenzen der verantwortlichen Gene ausprägt. Mit der staatlichen österreichischen Lipizzaner​herde liegt eine Untersuchungspopulation vor, die über langfristige Aufzeichnungen bis Mitte des 18. Jahrhunderts verfügt. Mittels Genotypisierung einzelner bekannter Farbloci ( MC1R, ASIP , STX17 , SLC45A2 / MATP , PMEL17/SILV, SLC36A1, PAXC70Y und SB1) und der Phänotypisierung von Abzeichen mit anschließender Varianzkomponentenschätzung wurde in dieser Studie die phänotypische und genetische Variabilität von Farbmerkmalen erhoben und mit historischen Aufzeichnungen verglichen. Der Anteil der homozygoten Schimmel (98,1% der Population) lag bei 80,6%. Unter der Schimmeldecke waren 81,1% der Pferde Braun, 18,9% Rappen, drei Tiere waren heterozygote Falben. Drei Pferde zeigten phänotypisch Scheckungsmerkmale und waren zumindest heterozygot am Dominant White Locus ( W20 Allel). Bei den Abzeichen variierten die Heritabilitäten je nach Lokalisation zwischen 23% und 71%. Im Vergleich zum 18. Jahrhundert hat sich außer der Tendenz zur Fixierung des Schimmelgens bei den Grundfarben eine Verschiebung in Richtung Braun auf Kosten der Rappen ergeben. Die Ergebnisse dieser Studie demons​trieren, dass selbst nach 150 Jahren intensiver Selektion auf einen einheitlichen Farb​phänotyp, immer noch eine gewisse genetische Varianz in Hinblick auf die Fellfarben in der Population vorhanden ist, die züchterisch eine Erweiterung der phänotypischen Farb​palette des Lipizzaners ermöglichen würde.

Artikel: Grilz-Seger G., Dobretsberger M, Brem G., Druml T. (2020): Untersuchungen zum Allelstatus einzelner Farbloci und Abzeichen beim Lipizzaner, Züchtungskunde 92, (2) S. 76-86.