Esel

Der weiße österreichisch-ungarische Barockesel ist eine Rarität, bei dem wie beim italienischen Asinara Esel, die weiße Fellfarbe ein wichtiges Rassemerkmal ist. Die Rassengeschichte des Barockesels ist noch nicht gänzlich geklärt. Es ist bekannt, dass weiße Esel bis ins 19. Jahrhundert in privaten Adelsgestüten gezüchtet wurden. Im Habsburger Hofgestüt Kladrub wurde eine kleine Eselherde zum Zwecke der Maultierzucht gehalten (Grilz-Seger und Druml, 2011), wobei ein Hinweis auf eine explizite Zucht auf weiße Fellfarben bislang fehlt. Während bei den österreichischen Pferderassen das Interesse an deren Zucht und Erhaltung im Laufe des 20. Jahrhundert ungebrochen war, setzte eine intensivere Auseinandersetzung mit den Barockeseln erst in den 1980ern ein. Die Wiederentdeckung einer weißen und morphologisch einheitlichen Eselpopulation im Zoo Herberstein und eines Esels in Ungarn war der Ausgangspunkt für die Revitalisierung dieser Rasse. Dabei wurden zwei Pärchen aus der Nukleus Herde von Herberstein in den Erfurter Zoo transferiert, diese Esel gelangten mit ihrer Nachzucht in weiterer Folge in den Stralsunder Zoo, wo bis heute eine Herde besteht (Altmann, 2002). In Österreich wurde in den 1990er Jahren eine bis heute bestehende Zuchtherde im Nationalpark Neusiedlersee/Illmitz etabliert. Gegenwärtig gibt es in Österreich drei Nukleus Herden (Zoo Herberstein, Schlosshof, National Park Neusiedler See und mehrere private Zuchtstätten). Rund 257 Tiere sind im Verein zur Erhaltung der Weißen Barockesel registriert.

Der italienische Asinara Esel, eine halbwild auf der gleichnamigen sardonischen Insel gehaltene Eselrasse, weist einen dem österreich-ungarischen Barockesel ähnlichen Farbphänotyp auf, der durch unpigmentierte Haut und Haare, weiße Hufe und blaue Augen charakterisiert ist (Utzeri, 2015). Während als genetische Ursache für die weiße Farbe des Asinara Esels eine rezessiv vererbte Mutation (c.604C>G) im Tyrosinase (TYR) Gen identifiziert wurde (Utzeri et al., 2015), ist der genetische Hintergrund der weißen Fellfarbe beim österreichisch-ungarischen Barockesel noch ungeklärt.

Artikel: Grilz-Seger, Gertrud & Utzeri, Valerio & Ribani, Anisa & Taurisano, Valeria & Fontanesi, Luca & Brem, Gottfried. (2020). Known loci in the KIT and TYR genes do not explain the depigmented white coat colour of Austro-Hungarian Baroque donkey. Italian Journal of Animal Science. 19. 739-743. 10.1080/1828051X.2020.1790997.